Samstag, 7. Januar 2012

Ich hatte schon in der Nacht einen schrecklichen Traum. Es war kein Traum von jetzt, sondern von in einem Jahr und er war auf der einen Seite wunderschön, aber trotzdem war er schrecklich. Wir haben in einem neuen Haus gewohnt, Mama, meine Geschwister und meine Oma - du warst nicht dabei. Ich habe mir nichts dabei gedacht, ich träume andauernd irgendwelche scheiße, aber noch nie ist irgendetwas davon wahr geworden.
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Wir sind am Morgen auf gestanden, haben uns fertig gemacht und sind in die Schule gegangen. In der Schule war auch nicht sehr viel anders, als sonst. Naja, im nachhinein vielleicht doch. Wir hatten Sport und ich habe nicht mit gemacht - wie so oft. Die Sonne hat geschien. Eswardas erste mal in diesem Jahr. Sie hat mit voller Wucht in die Sporthalle geschien. Als ich nachhause kam, hatte ich schon ein komisches Gefühl. Niemand war zuhause, obwohl eigentlich meine Mutter und mein Bruder hätten da sein müssen. Da niemand zuhause war, rief ich sie an. Sie hat eine andere Stimme gehabt, einen traurigen unterton und ich wusste, dass wieder irgendetwas mit meinem Opa gewesen sein muss, aber ich wollte es nicht wissen, als sie es mir sagen wollte.
Ich ging also nach oben in mein Zimmer und drehte die Musik so laut auf, wie es nur ging, damit ich erst einmal auf andere Gedanken kommen konnte. Meine Gedanken waren schlimm, aber ich habe nicht ein einziges Mal gesacht, dass du nun nicht mehr hier sein könntest. Als es dann aber an meiner Tür klopfte und meine Schwester mir sagte, dass ich bitte runter kommen sollte, weil Papa uns etwas sagen wollte, wusste ich, dass du weg bist. Ich bin nicht einmal nach ganz unten gegagen, ich konnte es nicht. Er hatte tränen in den Augen. Weißt du, wann ich ihn das letzte Mal weinen gesehen haben? Als es mit Marcel war. Er hat genau das gleiche gesagt, wie er es damals bei ihm gesagt hat. Genau das gleiche, ich weiß es noch ganz genau. 'Wie soll ich es euch sagen? Euer Opa ist eingeschlafen, ganz friedlich. Er hatte keine Schmerzen.'
Es war wie als hätte sich ein Loch in meiner Brust gebildet. Am Anfang war dort etwas - es tat weh. Aber dieses Loch hat es einfach mit sich weggerissen und seit dem ist da nichts mehr in mir drin. Ich bin nicht einmal traurig, dass du jetzt weg bist. Nicht einmal ein bisschen. Ich bin nicht sauer, ich bin nicht traurig und ich bin nicht froh. Ich bin gar nichts. Absolut gar nichts.
Heute bin ich genauso wenig irgendetwas. Heute ist dein Geburtstag. Falsch, heute wäre dein Geburtstag. Ein Tag vor deinem Geburtstag bist du gegangen. Aber weißt du was? Ich habe Mama jetzt 'überredet', dass wir jedes Jahr an deinem Geburtstag Hähnchen essen. So ziehmlich jedes Jahr hast du für uns, deine Enkelkinder Hähnchen gemacht, was Mama wahrscheinlich niemals toppen kann, aber trotzdem schmeckt es gut.
Das schlimmste an heute war, dass der Mann, der die Beerdigung etc. Plant, oder was auch immer er macht, da war. Erst sagt er mir, dass es ihm schrecklich leid tuen würde. Hallo? Ist bei ihm noch nie jemand gestorben? Ich will von niemandem hören, dass es ihm leid tut, tut es sowieso nicht, da niemand auch nur ansatzweise versteht, wie es mir geht. Und dann kommt die besprechung, wie du begraben werden sollst. Ich wollte und will immer noch, dass du verbrannt wirst und das Grab, wo du hin kommen sollst ist auch wirklich wunderschön, wenn es ein Grab sein kann, aber die vorstellung, dass bei der Trauerfeier kein Sarg stehen wird, in dem du noch ganz drinnen liegst, sondern einfach nur eine Urne sein wird, ist schrecklich. Ich war noch nie auf einer Beerdigung, aber ich habe imer gedacht, dass bei einer Trauerfeier vorne ein Sarg steht, nichts anderes, und dann sagen sie, es wird so gemacht?! Ich habe angst vor der Beerdigung. Ich habe so eine Höllen angst.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen