Sonntag, 29. Januar 2012

"Schatz, kommst du mit zu Oma? J und C. sind auch da, sie wollen sich das Auto von Opa angucken, ob sie es haben wollen, oder nicht." Warum heult diese beschissene Tante am Telefon rum, dass wir nicht richtig trauern und dann kommt sie ein paar Wochen nach seinem Tod zu uns und will sich sein Auto nehmen - ein auf den, sie würde damit fahren. Sie will es nur verkaufen, damit sie das Geld bekommt, dachte ich. Meine Mutter hat genau das gleiche gedacht, aber sie ist froh, wenn das Auto weg ist, damit meine Oma nicht die ganze Zeit so traurig drauf ist, außerdem spart es Geld, aber das interessiert meine Mutter genau so wie meine Oma denke ich mal herzlich wenig.
"Nein, ich will nicht mit. Ich habe keine Lust auf die", antwortete ich ihr. Stimmt, ist aber nicht der einzige Grund, warum ich nicht mit will. Ich habe Angst, dass der Sessel, auf dem mein Opa immer gesessen hat, leer ist. Ich habe angst, dass keiner zu mir kommt und mich mit den Worten : "Na, kleine" und einem dicken, fetten Lächeln im Gesicht begrüßt.
Da ich meine Oma und Opa letztes Jahr sowieso nicht so oft gesehen habe, ist er für mich noch nicht tot. In meinen Gedanken sitzt er immer noch auf dem Sessel und liest seine Zeitung und wenn meine Oma etwas haben will, aber zu faul ist aufzustehen, schickt sie ihn immer noch los es aus der Küche zu holen. Es hat sich wirklich nichts geändert - so rede ich es mir zu mindestens ein. Wenn ich jedoch zu ihnen gehen würde und sehe, dass er nicht mehr da ist,  würde dieses ganze Wunschdenken kaputt gehen, genauso wie ich daran kaputt gehen würde. Ich bin noch nicht bereit dazu einzusehen, dass er nicht mehr da ist. Vielleicht im Sommer, vielleicht ende des Jahres, vielleicht auch erst nächstes Jahr - ich weiß nicht, wann ich dafür bereit bin, ich weiß nur, dass ich es jetzt auf jeden Fall noch nicht bin und mich auch niemand dazu zwingen kann.



Freitag, 27. Januar 2012

Da liege ich also, auf dem harten, kalten Boden zwischen der Badewanne und der Toilette. Ich fühle mich so eingeengt, doch kann nicht aufstehen, weil ich die Kraft dazu nicht habe. Ich fühle mich in meinem ganzen Leben so eingeengt, wenn ich so darüber nachdenke - und genau das tue ich in diesem Moment. Ich denke über mein Leben nach, über alles was ich falsch und was ich richtig mache, über alles, was in meinem Leben bis jetzt richtig und was falsch gelaufen ist.
Bei dem was in meinem Leben bis jetzt so richtig gelaufen ist, fällt mir nicht wirklich viel ein. Vielleicht, dass ich es einmal beinahe aus diesem Loch geschafft habe, doch ich bin wieder abgerutscht und somit wieder rein gefallen. Vielleicht auch, dass es Momentan eigentlich ganz gut in der Schule läuft, aber bei mir ändert sich so etwas schnell, also wird auch das nichts von Dauer sein.
Bis jetzt ist noch nicht wirklich viel positives in meinem Leben passiert, was längerals ein paar Monate hielt. Will ich überhaupt, dass mir etwas positives passiert? Ehrlich gesagt denke ich immer nur über das schlechte nach, nie über das Gute. Und wenn ich es dann doch einmal mache, dann passiert es in meinem Wunschdenken in der Zukunft. Warum nehme ich mir diese Träume nie als Ziel? Warum? Ich sage immer und immer wieder, dass ich aus diesem Loch raus will, doch ich bewege mich keinen Zentimeter. Jedesmal sage ich, dass ich mir meine Zukunft in Angriff nehme, wenn das und das passiert. Und was passiert, wenn es dann irgendwann mal wirklich passiert? Rein gar nichts.
Ich würde mich als außenstehender auch nicht mehr Ernst nehmen, kann ich auch nicht wirklich, wenn ich mir mein Leben mal aus Sicht eines anderen ansehe. So viele Leute haben damals versucht mir raus zu helfen, aber ich habe diese Hilfe nicht angenommen. Und jetzt haben sie ihre eigenen Probleme und/oder mich vergessen, zu mindestens versuchen sie mir nicht mehr auf zu helfen. Ich verstehe sie, ich würde einen Hoffnungslosenfall wie mich auch einfach liegen lassen, aber jetzt bin ich bereit. Ich bin bereit die Hilfe von den anderen anzunehmen, aber es gibt keine Hilfe, die ich annehmen kann und ich bin zu schüchtern danach zu fragen. Ich habe Angst, dass sie mir nicht auf helfen wollen würden. Es ist eine dumme Angst, ich weiß, aber sie geht nicht aus mir raus. Leider geht sie nicht aus mir raus.

Montag, 23. Januar 2012


Aufwiedersehen Vergangenheit. 
Ich werde dich vielleicht ab und zu vermissen und vielleicht auch besuchen kommen, aber ich werde dich loslassen und ohne dich weiter gehen. Ich werde mir die Gegenwart an die Hand nehmen und in Richtung Zukunft gehen, aber egal was passiert und egal wie sehr es danach aussieht, als würdest du in Vergessenheit geraten - du wirst auf ewig in meinem Kopf bleiben, dass verspreche ich dir. Ich bitte dich nur darum, dass du mir im Gegensatz dazu versprichst, mich meinen eigenen Weg gehen zu lassen, ohne mir Steine in den Weg zu legen. Das ist das einzige, worum ich dich bitte, mehr wünsche ich mir wirklich nicht.

Sonntag, 22. Januar 2012

Es ist ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass sich niemand wirklich für dein Leben und dich interessiert, wenn nicht einmal mehr die eigene Mutter sich dafür interessiert, was in und um einen herum so passiert, was muss man dann getan haben? Ich würde so gerne so vielen Menschen alles erzählen, aber es geht nicht. Sie wollen es nicht hören und ich will sie nicht mit meinen Problemen zu labern, da ich weiß, dass sie damit nicht umgehen könnten. Ich weiß, dass sie mich vollkommen anders einschätzen,als ich es in Wirklichkeit bin.
Die in der Schule sind der Meinung, dass ich die übelste Party-Schlampe bin, mich jedes Wochenende betrinke, bekiffe und sonstige Drogen zu mir nehme, mir alles und jeder scheiß egal ist und ich etwas mit Lehrern habe, damit ich auf der Schule bleiben kann. Es ging sogar schon einmal das Gerücht rum, dass ich abgetrieben habe, aber nein, dass habe ich nicht. Ob es mir geglaubt wird, oder nicht.
Meine Eltern und Verwandten, denen meine Mutter alles erzählt, denken genau das Gegenteil von mir. Sie denken, dass ich eine absolute Außenseiterin bin. Aber sie denken nicht, dass ich so eine Außenseiterin bin, die in den Pausen immer alleine ist und am liebsten andauernd weinen würde, ihr Leben beenden, sie denken, dass ich eine selbst gewählte Außenseiterin bin, die keine Probleme hat und die man nicht verletzten kann.

Beides Falsch, komplett falsch, wobei das, was meine Mutter von mir denkt noch am ehesten an die Realität anstoßt.
In der Schule bin ich nicht alleine, nein. In der Schule habe ich genug, mit denen ich reden und spaß haben kann, aber wenn ich Nachmittags nachhause komme, bin ich alleine. Ich habe keine Freunde, wirklich keine einzigen, mit denen ich mich treffen könnte. Warum das so ist weiß ich nicht. Vielleicht habe ich den Anschluss verloren, damals, als es darum ging, was ich nun mit meinem Leben anstellen möchte. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur eine Einzelgängerin. Das einzige was ich weiß ist, dass ich es nicht mehr so haben will. Ich brauche jemanden, mit dem ich über alles reden kann, mit dem ich jeden Tag meinen Spaß haben kann und bei dem ich einfach ich sein kann und mich nicht so verstellen muss, wie ich es bei den ganzen anderen tun muss.
Ich schaffe es nicht länger alleine zu sein, in meinem Alter brauche man einfach jemanden, mit dem man erwachsen werden kann.
Das schlimmste und peinlichste an dieser ganzen Sache ist wahrscheinlich, dass selbst meine kleine Schwester so wen hat. Sie ist andauernd unterwegs, während ich hier zu hause rumsitze und jeden Tag auf neue hoffe, dass es besser wird und ich jemanden finde, der es besser werden lässt. Ich hoffe es jeden Tag, seit nun mehr als einem Jahr, aber es hat sich noch nicht wirklich viel getan, eigentlich sogar gar nichts.

Dienstag, 17. Januar 2012

Kennst du es, wenn du das Gefühl hast, du hättest den ganzen Schmerz, dein gesamtes Leben nicht mehr unter Kontrolle? Kennst du diese unsicherheit, die sich in diesen Momenten in dir ausbreitet? Kennst du den Drang, irgendetwas unter Kontrolle zu haben - egal was - wenn dein Leben aus deinen Händen gerät?

Ich kenne es nur zu gut, bzw. kannte es nur zu gut. Vor ein einhalb Jahren, hatte ich das letzte Mal dieses Gefühl - bis heute. Es war einfach alles viel zu viel für mich. Heute war die Beerdigung meines Opas. Ich habe mir schon gedacht, dass es schlimm für mich werden wird, aber ich dachte, dass es in eine andere Richtugn laufen würde. Ich dachte, dass ich weinen werde, viel weinen werde, aber das tat ich nicht. Ich habe kaum geweint, ich konnte nicht. Ich habe mich leer Gefühlt, während der ganzen Feier. ALs wir dann zum Leichenschmaus gegangen sind, ging es mir schon besser, viel besser, dachte ich zumindestens. Ich habe kaum etwas gegessen, was mich schon einmal glücklich gemacht hat, also dachte ich, dass heute nichts mehr schlimmes passieren wird. Vielleict würde ich heute abend noch einmal ein bisschen weinen, wenn ich in meinem Bett liege und es stil ist, aber mehr wäre da nicht passiert - dachte ich.
Es ist alles total anders gekommen. Wir sind also irgendwann wieder nach hause gefahren, ich ging gleich in mein Zimmer und machte die Musik laut, wirklich laut an. Casper-Musik, was wahrscheinlich nicht so schlau war. Die Tränen, die den ganzen Tag über nicht fließen konnten, suchten sich nun ihren Weg über meine Wangen, bis das Weinen mir irgendwann nicht mehr gereicht hat. Ein einhalb Jahre, die ich einfach weggeschmissen habe, in die Tonne, weg damit, brauche ich sowieso nicht mehr. Ich habe nicht nach gedacht, also bin ich zu meinem Schrank hingekrabbelt, in dem eine Schachtel ist, in dem ein Taschentücherpaket ist, wo Klinge drinne versteckt sind. Sie sind noch von damals, ein paar gebracuhte, die ich lieber nicht genommen habe, und eine noch neue. Ich hatte sie lange in der Hand und habe gelächelt und geweint zugleich. Ich habe darüber nachgedacht, ob es richtig ist, sie wieder zu nehmen, oder falsch. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es falsch wäre, sehr falsch sogar. Ich wollte nie wieder damit anfangen, ich habe es so vielen Leuten versprochen, doch dann tat ich es. Ich habe die Klinge genommen, sie mir auf den Arm gedrück und gezogen. Erst nur ganz sanft, weil ich nicht wieder irgendwelche hässligen Narben davon tragen müssen wollte, doch dann hat es mir nicht mehr gereicht. Ich wollte mehr Blut sehen, viel mehr Blut. Ich wollte sehen, wie das Blut mir den Arm hinunter läuft und in ein Taschentuch tropft.
Was hat es mir gebracht? Gar nichts! - Als mir dann bewusst wurde, was ich getan habe, weil mein Bruder mich gerufen hat, bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen. Ein schlechtes Gewissen meinem Opa, meiner Mutter und mir gegenüber. Warum habe ich das getan? Warum konnte ich mich die ganzen Monate lang unter Kontrolle halten und von jetzt auf gleich ging es nicht mehr? Ich habe so lange nicht mehr darüber nachgedacht zu schneiden, so lange. Und dann, nur weil ich ein einziges Mal nicht ich bin, schmeiße ich alles, was ich mir bis jetzt aufgebaut habe wieder weg, wie als wäre es nichts Wert.

Freitag, 13. Januar 2012

Eine Woche ist es jetzt schon her, aber es hat sich noch immer nichts verändert. Es hat sich nichts in mir verändert und an mirauch nicht. Es hat sich auch nichts um mich herum verändert, was vielleicht daran liegen mag, dass ich den Leuten, also Oma, bei denen sich etwas verändert hat, aus dem Weg gehe. Ich habe angst, dass, wenn ich sie sehen würde, sich etwas in meinem Leben verändern würde. Es tut mir ihr gegenüber so unendlichLeid, da sie ja nichts dafür kann, aber ich kann das einfach nicht mit mir selber vereinbaren.
Irgendwann, wann auch immer irgendwann ist, aber bei dir ist das irgendwann auch schneller gekommen, als ich es mir jemals hätte vorstellen können, werde ich sie auch wieder sehen können, sie besuchen gehen und das alles, ohne Angst haben zu müssen.

Gestern war es also so weit, und es wurde offiziell, dass du nun weg bist. Es stand in der Zeitung, dick und fett, gleich als erstes bei den Todesanzeigen. Ich habe es mir noch nicht an geguckt, nein. Aber Mama hat mir etwas erzählt, was du 'damals' immer gesagt hast. 'Mal gucken, ob ich heute bei den Todesanzeigen stehe.' Ja, gestern standest du dort und nein, du konntest es nicht mehr sehen, aber wahrscheinlich hättest du gelächelt, wenn du es lesen hättest können.
Nicht nur das ist gestern passiert. Nein, gestern wurdest du also verbrannt. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie eine Beerdigung ohne Sarg ablaufen soll, aber es war Oma's Entscheidung und an der kann ich jetzt nichts mehr ändern, leider. Auf der einen Seite hätte ich dich unendlich gernenoch einmal gesehen, aber auf der anderen will ich dich so in Erinnerung bewahren, wie du warst, als du noch gesund und am Leben warst und nicht krank, schwach und tot.

Am Dienstag ist es dann also auch schon soweit. Ich muss abschied nehmen, obwohl ich es noch nicht will. Ich bin noch nicht bereit dafür, ganz gewiss nicht. Aber ich sehe mal wieder das positive daran. Keine Schule, also auch kein Musik, kein Religion und kein Kunst, dafür lohnt es sich doch wieder.

Samstag, 7. Januar 2012

Ich hatte schon in der Nacht einen schrecklichen Traum. Es war kein Traum von jetzt, sondern von in einem Jahr und er war auf der einen Seite wunderschön, aber trotzdem war er schrecklich. Wir haben in einem neuen Haus gewohnt, Mama, meine Geschwister und meine Oma - du warst nicht dabei. Ich habe mir nichts dabei gedacht, ich träume andauernd irgendwelche scheiße, aber noch nie ist irgendetwas davon wahr geworden.
Es war ein Tag wie jeder andere auch. Wir sind am Morgen auf gestanden, haben uns fertig gemacht und sind in die Schule gegangen. In der Schule war auch nicht sehr viel anders, als sonst. Naja, im nachhinein vielleicht doch. Wir hatten Sport und ich habe nicht mit gemacht - wie so oft. Die Sonne hat geschien. Eswardas erste mal in diesem Jahr. Sie hat mit voller Wucht in die Sporthalle geschien. Als ich nachhause kam, hatte ich schon ein komisches Gefühl. Niemand war zuhause, obwohl eigentlich meine Mutter und mein Bruder hätten da sein müssen. Da niemand zuhause war, rief ich sie an. Sie hat eine andere Stimme gehabt, einen traurigen unterton und ich wusste, dass wieder irgendetwas mit meinem Opa gewesen sein muss, aber ich wollte es nicht wissen, als sie es mir sagen wollte.
Ich ging also nach oben in mein Zimmer und drehte die Musik so laut auf, wie es nur ging, damit ich erst einmal auf andere Gedanken kommen konnte. Meine Gedanken waren schlimm, aber ich habe nicht ein einziges Mal gesacht, dass du nun nicht mehr hier sein könntest. Als es dann aber an meiner Tür klopfte und meine Schwester mir sagte, dass ich bitte runter kommen sollte, weil Papa uns etwas sagen wollte, wusste ich, dass du weg bist. Ich bin nicht einmal nach ganz unten gegagen, ich konnte es nicht. Er hatte tränen in den Augen. Weißt du, wann ich ihn das letzte Mal weinen gesehen haben? Als es mit Marcel war. Er hat genau das gleiche gesagt, wie er es damals bei ihm gesagt hat. Genau das gleiche, ich weiß es noch ganz genau. 'Wie soll ich es euch sagen? Euer Opa ist eingeschlafen, ganz friedlich. Er hatte keine Schmerzen.'
Es war wie als hätte sich ein Loch in meiner Brust gebildet. Am Anfang war dort etwas - es tat weh. Aber dieses Loch hat es einfach mit sich weggerissen und seit dem ist da nichts mehr in mir drin. Ich bin nicht einmal traurig, dass du jetzt weg bist. Nicht einmal ein bisschen. Ich bin nicht sauer, ich bin nicht traurig und ich bin nicht froh. Ich bin gar nichts. Absolut gar nichts.
Heute bin ich genauso wenig irgendetwas. Heute ist dein Geburtstag. Falsch, heute wäre dein Geburtstag. Ein Tag vor deinem Geburtstag bist du gegangen. Aber weißt du was? Ich habe Mama jetzt 'überredet', dass wir jedes Jahr an deinem Geburtstag Hähnchen essen. So ziehmlich jedes Jahr hast du für uns, deine Enkelkinder Hähnchen gemacht, was Mama wahrscheinlich niemals toppen kann, aber trotzdem schmeckt es gut.
Das schlimmste an heute war, dass der Mann, der die Beerdigung etc. Plant, oder was auch immer er macht, da war. Erst sagt er mir, dass es ihm schrecklich leid tuen würde. Hallo? Ist bei ihm noch nie jemand gestorben? Ich will von niemandem hören, dass es ihm leid tut, tut es sowieso nicht, da niemand auch nur ansatzweise versteht, wie es mir geht. Und dann kommt die besprechung, wie du begraben werden sollst. Ich wollte und will immer noch, dass du verbrannt wirst und das Grab, wo du hin kommen sollst ist auch wirklich wunderschön, wenn es ein Grab sein kann, aber die vorstellung, dass bei der Trauerfeier kein Sarg stehen wird, in dem du noch ganz drinnen liegst, sondern einfach nur eine Urne sein wird, ist schrecklich. Ich war noch nie auf einer Beerdigung, aber ich habe imer gedacht, dass bei einer Trauerfeier vorne ein Sarg steht, nichts anderes, und dann sagen sie, es wird so gemacht?! Ich habe angst vor der Beerdigung. Ich habe so eine Höllen angst.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Es geht nicht in mein Kopf rein, dass du irgendwann mal weg sein könntest. Für mich war irgendwann immer so weit weg. Und jetzt? Jetzt sind wir an irgendwann dichter dran, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Allein schon der Gedanke tut weh, es zerreist mich innerlich, wenn ich in meinem Bett liege und daran denke. Wie wird es denn dann bitte sein, wenn es in echt passiert? Außerhalb meiner Fantasie. Werde ich daran kaputt gehen? Wie lange wird es dauern, bis es wieder halbwegs in Ordnung ist?
Es tut mir Leid, dass ich mir darüber Gedanken mache. Wirklich, aber auch ich muss mich mit dem Gedanken daran anfreunden, sagt zumindestens Mama. Es tut mir Leid, wirklich. Es tut mir Leid, dass ich dich früher nicht mehr geschätzt habe, du hättest es viel mehr verdient. Es tut mir Leid, dass ich dich, als du noch da warst 'ignorirt' habe, oder wie man das nennen soll. - Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich mehr mit dir gesprochen hätte. Aber vorallem tut mir Leid, dass ich dich nicht mehr besuchen komme, aber es hat mehrere Gründe.
Der erste Grund ist, dass Mama nicht will, dass wir dich so sehen. Sie will, dass unsere letzten Gedanken an dich gut sind, schön, gesund. Sie will nicht, dass wir sehen, wie schwach du doch geworden bist,dank dieser Krankheit. Warum hast du sie bekommen? Warum will Gott dich mit so viel Schmerzen bestrafen? Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich den Schmerz auf mich nehmen, denn ich habe sie viel mehr verdient, als du.
Der zweite Grund ist, dass ich Angst habe dich so zu sehen. Alle sagen, wie schwach du geworden bist. Du bist nicht mal mehr stark genug um zu hause wohnen zu können. Wenn ich wüsste, dass ich es verkraften würde, dann würde ich dich besuchen kommen. Ich würde zu dir kommen und dafür sorgen, dass es dir wieder gut geht. - Das du so wenig Schmerz wie möglich ertragen musst.
Ich will, dass es dir nicht mehr so schlecht geht. Ich will, dass du von dem Schmerz erlöst wirst, aber ich will nicht, dass du von uns gehst. Ich will dich hier behalten. Ich will dich noch einmal in den Arm nehmen - ganz fest, damit du mich nicht vergisst.

Wenn ich könnte, würde ich alles rückgängig machen und mir den Gedanken, dass du unsterblich bist, aus dem Kopf schlagen, damit es mich nicht von jetzt auf gleich so kaputt machen kann. Und, damit du mich nicht vergisst, niemals, würde ich alles wieder gut machen, was ich schlecht gemacht habe. Dir zuhören und einfach für dich da sein.

Es tut mir alles so leid. Ich habe alles falsch gemacht, was ich nur falsch machen konnte.

Sonntag, 1. Januar 2012